Heilige Wäsche?
„Zieh Deine Schuhe aus, denn du stehst auf heiligem Boden.“ Ex 3,5

VON JOHANNES BEERING
Heilige Räume
Es gibt Orte, Formen, Rituale, die dem Heiligen gewidmet sind.
Da ist jedem gleich klar: Hier passiert etwas Außergewöhnliches.
Ob beim Betreten einer großen Kathedrale oder einer intimen Wegekapelle stellt sich unwillkürlich eine Atmosphäre ein, die eine völlig andere ist, als die eines Friseursalons, Cafés oder der eigenen Wohnung. Es sieht hier anders aus und riecht auch anders. Intuitiv wird man still, hellhörig und schaut mit offenen Augen. Diese Räume sind der Begegnung mit Gott gewidmet und oftmals durch Jahrhunderte des Gebetes geprägt – ich meine, das lässt sich erspüren (z. B. in Sacré-Coeur am Montmartre in Paris wo seit 130 Jahren rund um die Uhr gebetet wird).
Es ist gut, dass es solche Orte gibt, die uns aus dem alltäglichen Trott herausholen und wach machen für eine größere Wirklichkeit.
Heiliger Alltag
Und gleichzeitig gilt: „Auch zwischen den Kochtöpfen wandelt der Herr!“
Das sagte Teresa von Avila einmal zu ihren Mitschwestern, die im Kloster so stark durch die tägliche Arbeit eingebunden waren, dass sie seltener in die Klosterkapelle kamen.
Wie wäre es, in diesem Sinne die Perspektive auf unseren Alltag zu verändern?
Was, wenn wir uns von Orten und Ritualen, die uns das Heilige besonders vor Augen führen, prägen lassen, um mit einer noch feineren Antenne durch die Friseursalons, Cafés, unsere Wohnungen – den Alltag eben, zu gehen.
Mit Teresa von Avila gesprochen: Um dort den „wandelnden Herrn“ zu entdecken. Z. B. im Geruch eines von liebevoller Hand zubereiteten Kaffees oder einer Begegnung im Friseursalon. Gott hat mit Jesus hat das Außergewöhnliche ins (vermeintlich) Gewöhnliche gebracht. Er hat schließlich selbst gesagt: „Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.“ Mt 28,20
Also auch vor dem Wäscheständer, der vielleicht kein Dornbusch ist, aber eben ein Wäschebusch.
Und ich ziehe meine Schuhe aus, denn hier ist heiliger Boden.