Ich glaube... und zweifle - Geht das?

Der Apostel Thomas gilt als der Zweifler unter den 12 Jüngern Jesu. Bei der ersten Begegnung mit dem Auferstandenen war er nicht dabei. Berichten wollte er nicht trauen, sondern nur dann glauben, wenn er Jesus selbst sehen und berühren darf. 

philipp-froehling

VON PHILIPP FRÖHLING

„Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum – wer nicht fragt bleibt dumm!“

Vielleicht kennst du diesen Teil der Titelmelodie der Sesamstraße. Kinder können uns Erwachsene mit ihrer Suche nach Antworten förmlich Löcher in den Bauch fragen. Für mich gehören Fragen und besonders der Zweifel untrennbar zu meinem Glauben.

Das Leid und grundsätzliche Zweifel

Zweifel, das ist die schwankende Gewissheit darüber, ob man etwas glauben soll oder ob etwas richtig ist. Die ersten grundsätzlichen Zweifel an meinem Glauben sind aufgekommen, als ich zum ersten Mal den Tod eines nahen Angehörigen miterleben musste. Dieser Jesus, mit dem ich die ersten Schritte im Glauben gegangen war, er ließ Krankheit, Leiden und Tod eines Menschen zu. Ich ging mit dieser Anklage zu meinem Heimatpfarrer:

Wie kann ich an einen lieben Gott glauben, wenn er solches Leid zulässt?

Er konnte mir den Schmerz und die Fragen nicht nehmen. In vielen Gesprächen nahm er sich Zeit und Geduld, mit mir zu suchen und die Ratlosigkeit auszuhalten.

Neue Zweifel und die Suche nach Antworten

Im Theologiestudium kam der Zweifel dann nicht so existenziell wie damals aber in neuer Form. Ist das, was uns die Bibel überliefert, die Wahrheit? Was ist vor 2000 Jahren wirklich geschehen?

Ich habe versucht diesen (An-)Fragen immer soweit es mir möglich war nachzugehen und nach Antworten zu suchen. Der Sturm des Zweifels hat meinen Glauben immer wieder erschüttert und manches Mal ins Wanken gebracht. Auch wenn ich mir einen einfacheren Weg wünschen würde, diese Suche hat meinen Glauben bereichert und vertieft. 

Bei ihm zur Ruhe kommen 

Im Gebet darf ich erfahren, dass diese Zweifel zur Ruhe kommen dürfen, auch wenn ich keine abschließende Antwort erhalte. Mit meinen Fragen komme ich täglich neu zu ihm und darf erfahren, dass er meine Anfragen aushält. 

 

Kann ich nicht wie Thomas schaun die Wunden rot,

bet ich dennoch gläubig: „Du mein Herr und Gott!“

Tief und tiefer werde dieser Glaube mein,

fester lass die Hoffnung, treu die Liebe sein.

Thomas von Aquin

Das könnte dich auch noch interessieren: