13.11.2023

Schenke Gott uns bald bessere Zeiten! 

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VON PFR. REINFRIED RIMMEL

Wie sind die Zeiten?

Wenn Kirchen saniert werden, wird die sogenannte Turmkugel geöffnet. Es befinden sich dort üblicherweise Texte oder Gegenstände aus vergangenen Zeiten. Sie wurden bei den jeweiligen Öffnungen bzw. Sanierungen hineingelegt, um für spätere Zeiten zu dokumentieren: Was war der Anlass? Wie sind die Zeiten? Wie geht es den Menschen im Ort? Wie steht es um den Glauben und die Kirche …? Ich durfte schon etliche solcher Dokumente lesen. Das ist sehr berührend, das ist Geschichte zum Anfassen.   

Was würden wir heute schreiben? Was würden wir „hineinlegen“? Gedanken, Sorgen, Nöte, aber auch Lichtblicke und Freuden gibt es genügend. 

Finstere Zeiten

In der Turmkugel der Pfarrei St. Martin in Pfaffenhofen an der Roth wurde ein Text von Pfarrer Joseph Bader gefunden. Am 15. September 1922 schrieb er: „Im Jahre 1914, am 1. August, brach ein großes Verhängnis über das ganze Land ein, der große Weltkrieg, der am 9. November 1918 mit Niederlage und Revolution im eigenen Lande endete. Wie im ganzen Reiche, so mussten auch in hiesiger Pfarrei alle wehrfähigen Männer, von den Jünglingen mit 18 Jahren angefangen bis in das reife Alter von 45 Jahren und darüber hinaus, zu den Waffen. Sämtliche Arbeiten ruhten auf den Schultern der Greise und der Frauen. Während des Krieges mussten die Glocken auf dem Kirchturm zu militärischen Zwecken abgeliefert werden. Die Niederlage im Kriege und die Revolution brachten über das Land und auch über Pfaffenhofen keine rosigen Zeiten. Da setzte eine Geldentwertung und Teuerung ein, wie sie nie geahnt wurde ... Am 30. Juni 1921 ging abends 5 Uhr ein furchtbares Hagelwetter über unsere gesamte Pfarrei nieder. Sämtliche Feld- & Gartenfrüchte wurden total vernichtet sowie die Häuser und Obstbäume bös mitgenommen. Das Kreuz auf unserm Kirchturme, welches im Laufe der Zeit schon schwere Stürme überstanden hat, wurde hierbei durch den furchtbaren Sturm krummgebogen.“  

Das sind Zeilen, die innerlich aufwühlen und bewegen, die uns erkennen lassen, wie schwierig und finster die Zeit des Ersten Weltkriegs war.

Schenke Gott uns bald bessere Zeiten!

Jede Zeit bzw. Epoche hat ihre Herausforderungen. Gegenwärtig hören wir von vielen Nöten, Kriegen und Konflikten in der Welt. Dunkelheit und Sorgen kennen wir auch im persönlichen Leben.

Pfarrer Bader beendete den Text mit dem Ausruf: „Schenke Gott uns bald bessere Zeiten!“ 

Für Christen bleibt immer die Hoffnung, dass Gott „bessere Zeiten“ schenken kann, dass er einmal die Zeit vollendet. Sie dürfen mit ihm und seinem Wirken rechnen. Er ist da zu allen Zeiten. Das ist für Christen keine „fromme Soße“, die man über die Probleme kippt. Ein Kirchturm benötigt ein festes Fundament - diese biblische Botschaft ist Grund ihrer Hoffnung.

 

Vielleicht gibt es heute noch die Gelegenheit, für einen anderen Menschen ein Hoffnungszeichen für bessere Zeiten zu sein …

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