Schneller, höher, weiter?
Was beim Leistungssportler selbstverständlich gilt, ist auch bei Christen mehr und mehr verbreitet.
Doch, welchen Maßstab legt Gott an?

VON KATHARINA WEISS
Schneller, höher, weiter?
Wie gut warst du in der Schule beim Weitwurf? Bei mir war das Ergebnis immer ziemlich bescheiden. Während andere Bälle mit Leichtigkeit in die Ferne flogen, schien bei meinem Ball die Erdanziehungskraft sehr stark zu sein – er landete schnell wieder auf dem Boden. Damit hatte ich mich abgefunden. Doch es gab/gibt andere Bereiche, in denen ich mit der Frage kämpfe: Warum kann der andere das besser als ich? Und selbst im Glauben kann ich mich vergleichen: Der eine betet mehr als ich, der andere kann besser auf Gott vertrauen…
Welcher Maßstab zählt?
Wenn sich an dieser Stelle meine Gedanken immer mehr verwickeln, muss ich innerlich erst mal einen Schritt zurück treten. Denn: An welchem Maßstab messe ich mein Leben? In dieser Welt gilt meist: Schneller, höher, weiter, möglichst perfekt sein! Aber mit diesem Maß werde ich immer den Eindruck haben, dass es noch nicht genügt, dass ich immer noch mehr sein muss.
Und Gott?
Mir hilft in diesen Situationen immer wieder die Frage, wie eigentlich Gottes Maßstab und sein Blick auf mich ist. In Ps 139,13-14 heißt es: Du selbst hast mein Innerstes geschaffen, hast mich gewoben im Schoß meiner Mutter. Ich danke dir, dass ich so staunenswert und wunderbar gestaltet bin.
Gottes Blick der Liebe ruht auf mir, er ruht auf jedem von uns. Und dieser liebende Blick umfängt mich vom ersten Moment an, als ich einfach „nur da“ war und noch gar nichts Besonderes „geleistet“ habe. Und ein weiterer Punkt, der mir beim Setzen des Maßstabs hilft: Frere Roger Schütz, der Gründer der Gemeinschaft von Taizé, hat einmal den Satz gesagt: „Am Abend unseres Lebens werden wir nach der Liebe beurteilt.“ Ohne sich unter Druck zu setzen glaube ich, dass das ein viel besserer und auf das Wesentliche ausgerichteter Maßstab ist als „schneller, höher, weiter“.