Absonderlichkeit?
„Heiligkeit hat nichts zu tun mit außergewöhnlichen Taten. Weder die Absonderlichkeit des Lebens und noch weniger die Gabe der Wunder sind Zeichen und Maßstab wahrer Heiligkeit. Es gibt manchen Christen, der unbeachtet über die Erde geht, den man zur großen Überraschung im Paradies auf einem ebenso schönen Platz antreffen wird, wie ihn die berühmtesten Heiligen innehaben.“1

VON MARIA DIMPFL
Mit diesen Worten lädt uns der Heilige Vinzenz Pallotti zu einem Perspektivwechsel ein. Wenn wir an berühmte Heilige denken, fallen uns in der Regel ihre spektakulären Taten ein. Der Hl. Ulrich, der nur mit einem Kreuz in der Hand eine Wende auf dem Schlachtfeld bewirkte. Oder die Hl. Afra, die für ihren Glauben, ihr Leben im Feuer gelassen hat. Aber es ist nicht nötig Außergewöhnliches oder gar Wunder zu vollbringen, um heilig zu werden.
In uns liegt eine tiefe Sehnsucht nach einer heilen Welt und letztendlich dem Paradies. Wie gut, dass man es auch auf unscheinbaren Wegen erreichen kann. Indem ich Tag für Tag in kleinen Dingen treu bin und sie aus Liebe zu Gott und meinen Mitmenschen verrichte, kommt Heil in unsere Welt.
Mir schreibt regelmäßig eine alte Dame und berichtet, dass sie ab und zu für ihre Enkel kocht und vor allem viel betet. Sie fügt dann immer hinzu, es sei ja nur noch armselig wenig, was sie tun könne. Aber dem ist nicht so; ich bin mir sicher, dass ihr Wirken vor Gottes Augen genauso wertvoll ist wie ein Martertod oder ein Sieg in der Schlacht. Es ist ein Kampf im Verborgenen, ein sich hingeben dort, wo ich bin – mit den Möglichkeiten, die ich habe. Ihre köstlichen Gerichte wie ihre Fürbitte sind ein großes Geschenk für die Empfänger, Absonderlichkeiten sind gar nicht nötig.
(1) „Hunger und Durst nach Gott – Gedanken für jeden Tag aus den Schriften des Heiligen Vinzenz Pallotti“ (S. 53) Hrsg.: P. Josef Danko SAC