17.02.2025

Bauarbeiter oder die Frage nach Nähe

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VON MARIA DIMPFL

Nähe und Effizienz

Wenn ich morgens zur Arbeit radle, komme ich an der Baustelle beim Augsburger Theater vorbei. Dort gibt es zwei Bautrupps. Männer mit gelben Helmen. Sie stehen kurz vor sieben eng und konzentriert um ihren Chef und hören ihm zu. Die anderen tragen blaue Helme. Sie stehen lose auf einem großen Platz herum, trinken Kaffee, tippen in ihr Handy und rauchen, während ihnen jemand Anweisungen erteilt.

Auf meinem Heimweg abends sind die Männer mit den gelben Helmen meistens schon weg, während die blau Behelmten noch Dinge fertigmachen und aufräumen.

Wenn man dies über längere Zeit beobachtet, beginnt man über den Zusammenhang zwischen Nähe und Effizienz zu reflektieren. Offensichtlich hilft es dem Fortschreiten der Arbeit, wenn die Mitarbeiter in der Nähe dessen sind, der sagt wo es langgeht.

Nähe und Heilung

Vor Kurzem hörten wir im Tagesevangelium: „Jesus heilte viele, sodass alle, die ein Leiden hatten, sich an ihn herandrängten, um ihn zu berühren.“ (MK 3,10). Die Menschen suchen die Nähe Jesu, weil sie spüren von ihm geht Heil aus.

Ebenso hat Jesus keine Scheu den Leidenden und Ausgestoßenen nahe zu kommen, wie uns die Evangelien berichten. Ja, sehr oft wird beschrieben, dass Jesus jemand ansieht oder ihn berührt, um ihn gesund zu machen oder die Sünden zu vergeben. Offensichtlich besteht auch hier ein Zusammenhang zwischen Nähe und Heilung.

Nähe und Glaube

Wir klagen über die große Gleichgültigkeit der Menschen, wenn es um den Glauben geht. Stellen wir uns doch mal die Frage, ob auch hier ein Zusammenhang zur Nähe besteht? Glauben (lateinisch cor dare) heißt letztendlich „sein Herz geben“. Das kann ich jedoch nur, wenn ich demjenigen auch nahestehe, ihn gut kenne und ihm vertraue. Natürlich kann ich einer Person, die mir fremd ist nicht so begegnen, wie jemand dem ich regelmäßig und herzlich zugetan bin.

Jemand erzählte mir, dass er in einer Zeit, in der er eine Glaubenskrise hatte, eine Klosterschwester bat für ihn mit-zu-glauben. Vielleicht fordert uns die Gleichgültigkeit unserer Zeit auf mit-zu-glauben für andere, indem wir selber im Gebet die Nähe Gottes suchen.

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