25.08.2025

Ein Bild für die Gnade

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VON P. GEORG GANTIOLER FSO

Eine Bahn aus Licht

In ihrer Autobiographie schreibt die hl. Therese von Lisieux: „Als ich sechs oder sieben Jahre alt war, nahm Papa uns nach Trouville mit. Niemals werde ich vergessen, wie sehr mich das Meer beeindruckte… Abends, wenn die Sonne in die unermesslichen Fluten einzutauchen schien und eine Bahn aus Licht vor sich ausbreitete, setzte ich mich auf einen Felsen. Lange betrachtete ich diese leuchtende Bahn, ein Bild für die Gnade, die den Weg erhellt, den das kleine Schiff mit den hübschen weißen Segeln zurücklegen soll… Ich fasste den Entschluss, meine Seele niemals von der Bahn zu entfernen, auf welcher der Blick Jesu ruht, damit sie in Frieden auf die Heimat im Himmel zusegeln möge!“

Was ist Gnade?

Unser christlicher Glaube kennt das Wort „Gnade“. Es bezeichnet die Gegenwart und das Wirken Gottes in unserem Leben, die Lebenskraft, die von ihm kommt. Die Geschichte aus der Kindheit der hl. Therese kann uns helfen, das zu verstehen. So wie die Sonne weit weg von der Erde ist und ihr dennoch Licht und Wärme spendet, ohne die die Welt nicht existieren könnte, so ist Gott im Himmel verborgen, d.h. unserer Erfahrung entzogen, aber wir empfangen ganz real Kraft und Hilfe von ihm.

In der Lichtbahn bleiben

Wozu Therese sind damals entschieden hat, ist wohl auch das ganz Wichtige für unser Leben als Christen: Uns nie von dieser Lichtbahn Gottes entfernen, nie in die Dunkelheit navigieren, wo Gefahr und Tod ist. Wir haben ein letztes Ziel für unser Leben. Es besteht darin, am Leben Gottes „in Fülle“ teilzunehmen. Seine Gnade ist schon ein Teil davon. Aber die Fülle erreichen wir, wenn unser Lebensboot am anderen Ufer angekommen ist, und nicht nur Gottes Licht unsere Leben wärmt, sondern wir ganz eintauchen dürfen in die „Sonne“ der Liebe Gottes.

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