Ich bin der Weinstock

VON PFR. REINFRIED RIMMEL
Katakomben - ein Ort der Hoffnung
Im Rahmen einer Pilgerreise im Heiligen Jahr konnte ich die Domitilla Katakombe in Rom besuchen. Diese unterirdische Begräbnisstätte erzählt auf vielfältige Weise von der österlichen Hoffnung. Besonders beeindruckend ist der „Gang des Abschiednehmens“; hier nahm man Abschied im Vertrauen, dass es ein Wiedersehen gibt. An dessen Decke ist ein Weinstock abgebildet.
Weinstock - ein Bild der Verbundenheit
Diese Darstellung, die ca. 1800 Jahre alt ist, erinnert an das Wort Jesu: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen“ (Joh 15,5).
Wir dürfen mit ihm verbunden sein – im Leben und im Sterben. Wenn wir alles loslassen, nichts mehr vollbringen können, ist die Verbindung mit ihm der Grund unserer Hoffnung.
Der Apostel Paulus unterstreicht dies: „Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn“ (Röm 14,8).
Hochzeitsmahl - ein Fest ohne Ende
Der Wein bzw. der Weinstock ist zudem ein Bild der Freude, der Gemeinschaft sowie der Fülle. So verweist die Darstellung auf die Hoffnung, dass nach dem Tod das Hochzeitmahl des ewigen Lebens auf uns wartet. Die Tränen haben nicht das letzte Wort. So kann man verstehen, warum Christen ihre Verstorbenen in einem festlichen Gewand beigesetzt haben. Die Botschaft lautet: Du gehst zum Hochzeitmahl, zum Fest ohne Ende - dazu bedarf es eines schönen Gewandes.
Mariä Aufnahme in den Himmel - ein Fest der Hoffnung
In dieser Woche feiern wir die Aufnahme Mariens in den Himmel. In einer Lesung des Festes hören wir die Fragen: „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ (1 Kor 15,55). Wie ein Bogen steht über unserem Lebensweg die Frohe Botschaft: Jesus Christus ist der Sieger, wie gehören zu ihm im Leben und im Tod. Auf die Fürsprache Mariens, die der Herr in den Himmel aufgenommen hat, mögen auch wir einmal am Hochzeitsmahl teilnehmen.
Als Pilger der Hoffnung dürfen und sollen wir anderen von dieser Hoffnung erzählen. Wir gehen die Wege des Lebens, den letzten Weg nicht allein …