19.05.2025

Weide meine Schafe

Meist lesen wir nur abschnittsweise im Evangelium oder hören bestimmte ausgewählte Stellen im Gottesdienst. Aber jedes der vier Evangelien ist eigentlich ein „Gesamtwerk“, und manche Stellen erschließen sich erst im Gesamtzusammenhang.

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VON P. GEORG GANTIOLER FSO

Ich bin der gute Hirte

Im Johannesevangelium ist diese Gesamtzusammenhang besonders interessant. So spricht Jesus im 10. Kapitel davon, dass er der „Gute Hirte“ ist: „Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“ Im Gegensatz zu den Pharisäern und Schriftgelehrten, die selbstgerecht nur das eigene Heil im Auge haben, ist Jesus derjenige, der das Heil der Menschen im Auge hat. Sie sind seine „Schafe“, die er nicht nur hütet, sondern für die er stirbt. Eine größere Liebe gibt es nicht.

Petrus

Petrus hatte Jesus sehr lieb, aber er war schwach. Beim Prozess Jesu hatte er nicht mehr die Kraft, sich zu ihm zu bekennen; er hat Jesus verleugnet. Nach der Auferstehung begegnet ihm Jesus am See von Tiberias. Er fragt Petrus dreimal nach seiner Liebe. Die Schuld der dreimaligen Verleugnung wird durch das dreimalige „Herr, du weißt, dass ich dich liebe“ ausgelöscht. Petrus erfährt aber nicht nur Vergebung, sondern erhält einen ungeheuren Auftrag: „Weide meine Schafe“. Jesus vertraut Petrus das Kostbarste an, was er hat: Die Schafe, für die er sein Leben hingegeben hat. Trotz dessen Schwachheit baut Jesus auf Petrus und schenkt ihm volles Vertrauen.

Der Papst

Die Kirche ist sich bewusst, dass der Hirtendienst des Petrus nicht mit dessen Tod erloschen ist, sondern dass dieser Dienst auf diejenigen übergeht, die Petrus in dieser Aufgabe nachfolgen. In diesem Sinn ist der Papst nicht nur Nachfolger des Petrus, sondern lebendige Ikone Jesu, des guten Hirten. Wie Petrus ist er ein schwacher Mensch, der immer wieder auf die Barmherzigkeit Gottes angewiesen ist; wie Petrus ist er aber auch der Fels, auf dem die durch des Blut Jesu geretteten Schafe Halt, Führung und Weide finden. Es tut gut, den Papst nicht nur nach seinen menschlichen Qualitäten zu beurteilen, sondern mit den Augen des Glaubens auf ihn zu schauen, und die Liebe Christi in ihm zu entdecken.

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