Was, wenn’s still wird?
Komme ich nicht zur Ruhe, weil ich abgelenkt werde oder lenke ich mich ab,
weil ich nicht zur Ruhe komme?
VON JOHANNES BEERING
Wir sind wieder mitten in der Jahreszeit, in der es draußen ungemütlich wird. Die Zeit des Tageslichtes wird kürzer und wir halten uns mehr innen auf. Ich persönlich erlebe, dass ich dadurch auch mehr mit mir selbst konfrontiert bin. Wenn meine Aufmerksamkeit von außen nach innen gerichtet wird, wird es oft aber nicht unbedingt gemütlicher – ich merke: Es ist gar nicht so leicht mit mir selbst auszuhalten. Ein Ausweg für mich ist häufig das Handy oder Tablet.
Oft wird den (neuen) Medien die Schuld für unsere innere Unruhe zugeschoben. Die Nutzung von Medien steigt seit Jahren weiter an. Offenkundig arbeiten Plattformen wie YouTube, Instagram, TikTok, Facebook, etc. gezielt daran, die Aufmerksamkeit von Nutzern immer länger zu bannen. Solche Mechanismen sind in jedem Fall zu hinterfragen. Es wäre aber zu leicht, den neuen Medien allein anzuhängen, wie wir mit uns selbst und unserer Aufmerksamkeit umgehen. Die Tendenz zur Zerstreuung gibt es schließlich nicht erst seit der Erfindung des Smartphones.
Mir fiel dazu ein Zitat aus dem Markusevangelium ein: „Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.“ (Mk 7,15) – unruhig, möchte ich in diesem Fall sagen. Komme ich nicht zur Ruhe, weil ich abgelenkt werde oder lenke ich mich ab, weil ich nicht zur Ruhe komme?
Möglichkeiten zur Ablenkung gab es schon immer und wird es auch in Zukunft immer geben, ich bin ihnen allerdings nicht ausgeliefert. Es liegt in meiner Verantwortung, meine Freiheit zu nutzen und mich dazu zu verhalten. Ich habe es selbst in der Hand, mir Zeiten herauszunehmen, um wahrzunehmen, was in mir ist. Und ist es Unruhe, kann ich auch damit zu Gott kommen, im Vertrauen, dass es eine größere Perspektive gibt:
„Meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch.
Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“ Joh 14,27